Tiny Häuser fallen baurechtlich nicht aus dem Rahmen

07.05.2023

Die CDU-Fraktion hält dies für einen guten Ansatz, die Zahl der Baulücken zu reduzieren. Tiny Häuser seien nicht unbedingt auf Dauer ausgelegt, könnten umgesetzt werden, somit ließen sich von einer jetzigen Baulücke einerseits Einnahmen erzielen, die Nutzung der Fläche sei aber nicht auf alle Ewigkeit festgeschrieben. Eine Idee, die Baden-Württembergs Wohnungsbauministerin Nicole Razavi bei ihrem Vortrag auf dem Neujahrsempfang 2023 der CDU Mühlacker entwickelte

Mühlacker. Die Kleinausgabe eines Hauses – das so genannte Tiny House – unterscheidet sich baurechtlich nicht von einem „großen“ Haus. In der Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage des Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Gemeinderat, Günter Bächle, heißt es, Mühlacker setze in der Regel keine Mindestgrößen in Bebauungsplänen fest.

Nicht nur die geplante Tiny-Siedlung auf dem Senderareal in Mühlacker interessiere die Leute stark, sagte Stadtrat Günter Bächle. Es sei eine grundsätzliche Nachfrage vorhanden und er zitiert in seiner Gemeinderatsanfrage einen Text aus den sozialen Medien, der das belege. „Ich bin auf der Suche nach einem Platz für ein Tiny Haus möglichst in Lienzingen. Kein Bauwagen, sondern ein sogenanntes Modulhaus, zirka 50 Quadratmeter Wohnfläche. Das Grundstück sollte ungefähr 150 Quadratmeter sein. Denkbar wäre auch ein Teil eines Gartens. Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand einen Tipp geben könnte, wo ich nachfragen kann.“ Bächle wollte nun von der Verwaltung eine baurechtliche Einschätzung.

„Baurechtlich ist ein Tiny House ein ganz normales Haus, dessen Genehmigungsfähigkeit sich nach den Festsetzungen des Bebauungsplans beziehungsweise im unbeplanten Innenbereich nach der Umgebungsbebauung und nach dem Bauordnungsrecht richtet“ antwortete die Stadtverwaltung. Es müsse also zum Beispiel innerhalb des Baufensters gebaut werden, die gesetzlichen Dämmstandards seien einzuhalten. Nicht zulässig sei ein Tiny House in einem nicht überbaubaren Teil des Grundstücks. Es habe auch nicht wie beispielsweise eine Garage ein Abstandsflächenprivileg, es dürfe also nicht im Grenzabstand errichtet werden.

Die Bebauungspläne in Mühlacker setzen im Regelfall keine Mindestgröße von Gebäuden fest, so dass das Baurecht einem Gebäude, das (auch wesentlich) kleiner als zulässig gebaut wird, zunächst nicht entgegensteht, zitiert der CDU-Fraktionssprecher aus der Antwort der Verwaltung. Kritisch könne im Einzelfall die Dachform sein, weil häufig Satteldach festgesetzt sei, viele Tiny Houses aber ein Flachdach hätten. Die Verwaltung könne sich hier durchaus vorstellen, im konkreten Einzelfall Befreiungen von der zulässigen Dachform zu erteilen, da es sich im bebauten Umfeld schon aufgrund der geringeren Kubatur und meist eingeschossigen Höhe um einen untergeordneten (tiny!) Baukörper handle, der das Umfeld städtebaulich nicht prägen werde. Dies insbesondere dann, wenn es sich bei dem Bauvorhaben um eine Maßnahme der Nachverdichtung auf einer nicht für übliche Wohnhäuser geeigneten Fläche handle, das Projekt folglich dem schonenden Umgang mit Grund und Boden diene.

Die CDU-Fraktion hält dies für einen guten Ansatz, die Zahl der Baulücken zu reduzieren. Tiny Häuser seien nicht unbedingt auf Dauer ausgelegt, könnten umgesetzt werden, somit ließen sich von einer jetzigen Baulücke einerseits Einnahmen erzielen, die Nutzung der Fläche sei aber nicht auf alle Ewigkeit festgeschrieben. Eine Idee, die Baden-Württembergs Wohnungsbauministerin Nicole Razavi bei ihrem Vortrag auf dem Neujahrsempfang 2023 der CDU Mühlacker entwickelte und den die Senderstädter Union unterstützt.

Doch nicht immer, so die Fraktion in einer Mitteilung, gelinge dies auch. Ihr Vorsitzender berichtet von der Erfahrung einer Frau aus Mühlacker mit ihrem Tiny-Projekt. Sie sei quasi schon ganz nah dran gewesen. Er zitiert: „Kleine Baulücke in Dürrmenz gefunden, Häusle ausgesucht, beim Architekten Bauvoranfrage machen lassen etc. Nur müsste das bestehende Baufenster um einen Meter verschoben werden. Und da kam der Haken. Der Nachbar von oberhalb muss zustimmen, tut er aber nicht. Schade! Also bin ich nun wieder auf der Suche. Sollte Pferchäcker mal aktuell werden, könnten da nicht auch ein paar Miniplätze geplant werden?“

 

Termine

Anmeldung zum Newsletter