Erstmals umfangreiche Datengrundlage zur tatsächlichen Lärmbelastung durch Motorräder

25.06.2022

Macher auf zwei Rädern – Land legt Ergebnisse von Messungen vor – CDU: Welche Folgerungen zieht der Enzkreis – Landrat kündigt enzkreiseigene Auswertung der Erhebungen und Gespräche an Lärmdisplay-Standorten an – Derzeit in Iptingen

Enzkreis. Die Resultate der vom Verkehrsministerium in Auftrag gegebenen Untersuchung über Motorradlärm untermauert nach Auffassung von Enzkreis-Landrat Bastian Rosenau mit konkreten Daten die subjektiven Wahrnehmungen vieler Menschen im Landkreis, die unter Motorrad- und Verkehrslärm leiden. In der Antwort auf eine Anfrage des Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion, Günter Bächle (Mühlacker), welche Folgerungen die Kreisverwaltung aus den Ergebnissen ziehe, kündigte er an, Erkenntnisse aus eigenen Lärmmessungen des Enzkreises vorlegen zu wollen. Einen Termin nannte nicht.

Eigene Untersuchen hierzu habe der Landkreis nicht angestellt, zumal der Enzkreis auch keine ausgewiesenen Motorradstrecken (wie zum Beispiel die B500 im Schwarzwald) habe. „Allerdings befragen wir Anwohner der direkten Lärmdisplay-Standorte systematisch nach ihren Wahrnehmungen und werden die Ergebnisse nach Abschluss der Auswertungen bekanntgeben“, so Rosenau. Das Gerät sei nach entsprechendem Kreistagsbeschluss und Förderung durch das Land beschafft worden und stehe aktuell in Iptingen, bevor es im Sommer dann an der Kreisstraße K 4556 (zwischen Schellbronn und Unterreichenbach) aufgebaut werde.

In die vom Verkehrsministerium des Landes beauftragte Untersuchung flossen die detaillierten Ergebnisse für Messorte in 27 Landkreisen und insgesamt 93 Strecken ein, zitierte Fraktionssprecher Bächle aus dem 64-seitigen Papier. Diese Zahlen seien öffentlich abrufbar. Zwar sei in der Stadt Pforzheim an fünf Stellen gemessen worden, aber der Enzkreis sei nicht mit von der Partie gewesen, was nachdrücklich zu bedauern sei.

Immerhin gebe es nun erstmals eine umfangreiche Datengrundlage zur tatsächlichen Lärmbelastung durch Motorräder, so der Christdemokrat. Hier könne lokal und regional nun gehandelt werden, wenn die Rechtsgrundlagen vorhanden seien. Dies sieht der Landrat ebenso. Derzeit fehle es an wirksamen rechtlichen Voraussetzungen, um dem vor allem problematischen individuellen Verkehrslärm zu begegnen, so Rosenau. Aus diesem Grund habe sich der Enzkreis nach der Zustimmung durch den Kreistag auch der Motorradlärm-Initiative Baden-Württemberg angeschlossen. Die dort genannten Forderungen nach gesetzlichen Änderungen (leisere Fahrzeuge, verpflichtend-rücksichtsvollere Fahrweise, verbindliche Rechtsgrundlagen nach der Straßenverkehrsordnung) unterstütze der Landkreis weiterhin nachdrücklich.

Der Mühlacker Stadt- und Kreisrat Günter Bächle berichtete, die Beschwerden über „sich hinauswachsenden Motorradlärm nehmen zu“. Er führte hier Beschwerden von Anwohnern etwa von Steigungsstrecken der Bundesstraße 10 in Mühlacker und der B 35 bei Lienzingen an. „Die Menschen haben nicht den Eindruck, dass gehandelt wird.“ Das Motorradfahren solle niemand vergällt werden, es müssten nur die Interessen beider Seiten gegeneinander abgewogen werden.

Besonders auffällig sind, so das Verkehrsministerium in einer Mitteilung, immer wieder Motorräder. Der Grund laut Untersuchung: Die zum Teil extremen Geräuschemissionen von lauten Einzelfahrzeugen wie Motorrädern und der Motorrad-Freizeitverkehr in ansonsten ruhigen Gebieten und zu besonders schützenswerten Zeiten. Besonders am Wochenende und in den Sommermonaten würden viele Anwohnerinnen und Anwohner entlang beliebter Ausflugsstrecken unter der Lärmbelästigung durch Motorräder leiden.

Motorräder seien verstärkt bei schönem Wetter an Wochenenden und Feiertagen unterwegs. Auf manchen Strecken seien es zeitweise sogar mehr Motorräder als Autos, zitiert Bächle aus einer Mitteilung des Verkehrsministeriums. Demnach sei etwa jedes dritte Motorrad bei der Vorbeifahrt lauter als 90 dB(A), bei den Pkw seien es lediglich vier Prozent. Dagegen seien nur 13 Prozent der Motorräder leiser als 80 dB (A), bei den Pkw seien dies 32 Prozent. Dies zeigen die Mess-Untersuchungen, die im Auftrag des Verkehrsministeriums in den Jahren 2020 und 2021 für jeweils etwa 14 Tage vorgenommen worden seien.

Der Fokus der Untersuchung lag auf Strecken mit hohem Motorradaufkommen, um den Motorradlärm möglichst zielgerichtet zu erfassen. Bei den Untersuchungen wurden laut Ministerium die Lautstärke vorbeifahrender Fahrzeuge, die Anzahl und die Geschwindigkeit der Fahrzeuge ermittelt. An vielen Strecken sei die Lärmbelastung durch Motorräder enorm. Gerade an Wochenenden bei schönen Wetter würden Anwohnerinnen und Anwohner von vielen Motorrädern beschallt. Das führe zwangsläufig zu Konflikten – eine Erfahrung, die auch der CDU-Fraktionschef gemacht hat. „Die Menschen fordern, dass die Politik endlich handelt – möglichst auf allen Ebenen.“ Auf besondere zweirädrige Krach-Macher sollten all jene Motorradfahrer einwirken, die in vernünftiger Lautstärke unterwegs seien, um ihrem Hobby zu frönen, wogegen niemand etwas haben könne, so Günter Bächle.

 

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