06.03.2019
CDU-Fraktionsvorsitzender schrieb, auch als Aufsichtsratsmitglied der Enzkreis-Kliniken (EKK) an Oberbürgermeister Frank Schneider und an den Geschäftsführer der Kliniken, Professor Dr. Jörg Martin
Mühlacker. Wenn die Praxis im Norden der Kernstadt endgültig schließt, sind mindestens 1500 Patienten auf der Suche nach einem neuen Hausarzt; aber die vorhandenen Praxen stoßen schon jetzt personell und räumlich an Grenzen und nehmen nicht mehr nennenswert neue Patienten auf. Das Thema schlug inzwischen auch bei der CDU-Gemeinderatsfraktion auf, an die sich Bürger wandten, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Jetzt schrieb ihr Vorsitzender Günter Bächle, auch als Aufsichtsratsmitglied der Enzkreis-Kliniken (EKK) an Oberbürgermeister Frank Schneider und an den Geschäftsführer der Kliniken, Professor Dr. Jörg Martin.
Damit habe sich in Mühlacker und den Stadtteilen die hausärztliche Versorgung leider nochmals dramatisch verschlechtert, so Bächle. Möglicherweise habe die Stadtverwaltung sich bereits mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Verbindung gesetzt; wenn nicht, bittet die CDU-Fraktion dies zu tun, nachdem alle anderen Hausärzte in Mühlacker praktisch einen Aufnahmestopp hätten. Die Christdemokraten verweisen auch https://www.cdu-muehlacker.de/cdu/aktuelles/meldungen/meldung-hausaerzte.php
Die CDU-Fraktion befürchtet, dass viele Mitbürger, die noch nicht so lange in Mühlacker wohnen und/oder schlechter „vernetzt“ und/oder weniger „attraktiv“ (Kassenpatienten, dazu noch schwer chronisch krank oder alt) sind, "auf der Strecke“ bleiben und keinen neuen Hausarzt finden werden. Nicht nur für sie sei die hausärztliche Versorgung wichtiger als große kommunalpolitische Projekte.
Das Phänomen der Schließung der Hausarzt-Praxen sei dabei keineswegs so neu, sondern habe in Mühlacker Tradition: Vor Jahren habe bereits Dr. Klitzke ohne Nachfolger schließen müssen, danach Frau Pannwitz in Enzberg, dann die Bubeck-Praxis in Lomersheim und nun im Bereich Eckenweiher/Bannholz Die Praxis in Lomersheim werde an dieser Stelle nicht mehr öffnen, nachdem ein Makler die bisherige Fläche als Wohnung verkaufe. „Eine Neugründung hat es in Mühlacker seit Jahren, ja fast Jahrzehnten, nicht gegeben, wenn wir das richtig sehen“, zitiert Bächle aus dem Brief eines Bürgers.
Das einzige, was den hausarztlosen Patienten übrig bleibe, sei schlimmstenfalls bis 18 Uhr „durchzuhalten" und dann die Notfallpraxis aufzusuchen, oder zuzuwarten, ob’s nicht doch von selbst besser wird oder irgendwann so schlecht, dass dann nur noch die Notaufnahme helfen kann. Beide Einrichtungen seien bereits überfüllt.
Das ganze stehe auch in Zusammenhang mit der Bebauung der Ziegelei oder weiteren potenziellen Wohngebieten: „Die kann die Stadt sich sparen beziehungsweise hoffen, dass niemand von außerhalb zuzieht. Denn: Wer soll die Neubürger medizinisch versorgen? Die heutigen Strukturen können keine weiteren 500 Einwohner betreuen“, so der Fraktionsvorsitzende weiter.
Nach Bürger-Angaben hätten die verbliebenen Hausärzte - die ja teils ebenfalls auf den Ruhestand zugehen oder eigentlich schon „darüber“ sind - an die Kassenärztliche Vereinigung (KV) geschrieben, weil man nicht weiß, wie man die Situation bewältigen soll.
Anderswo richte die Gemeinde selbst Flächen her, so die CDU-Fraktion, schalte aktiv „Stellenanzeigen“ und schaffe den Kandidaten (auch finanzielle) Anreize. Das sollten auch wir tun. Das sei auch Thema bei der Information durch KV-Vertreter im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats Ende 2017 aufgrund des erwähnten CDU-Antrags gewesen.
Deshalb fordert die Fraktion, das Thema „hausärztliche Versorgung“ 1. aktiv anzunehmen, 2. zu lösen und 3. schon durch das Bemühen auch öffentlich zu machen. Sonst hätten die Bürger den Eindruck, der Politik ist es „wurscht“. Das Thema müsse mit oberster Priorität auf die Tagesordnung, nicht nur die neue Stadthalle.
Außerdem müssten Kreis und Stadt darauf achten, dass im geplanten Ärztehaus am Krankenhaus Mühlacker nicht nur Fachärzte ansiedelt werden, sondern man probiert, eben auch Allgemeinmediziner oder hausärztliche Internisten zur Niederlassung zu bewegen; im Zweifelsfall als Angestellte eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) in Händen der EKK, so Bächle an Martin ergänzend.