Frauen-Union Enzkreis/Pforzheim und CDU-Gemeinderatsfraktion Mühlacker
 
 
Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Thema bei CDU-Veranstaltung:
Lücken im Netz von Betreuungsangeboten sollen geschlossen werden
 
Mühlacker. Ein Netz von Betreuungsangeboten für Kinder und Jugendlichen ist notwendig, um die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie zu sichern, war Tenor der Diskussion einer öffentlichen Veranstaltung von Frauen-Union Enzkreis/Pforzheim und CDU-Gemeinderatsfraktion Mühlacker im Gasthaus „Scharfes Eck“. Dieses Netz habe Lücken.
 
Noch fehle vor allem im ländlichen Bereich eine durchgehende gesellschaftliche Akzeptanz der Berufstätigkeit von Müttern, sagte Ingrid Blank, Mitglied des Landesvorstandes der CDU Baden-Württemberg und frühere Karlsruher Landtagsabgeordnete. Sie referierte unter anderem über die Ergebnisse einer demoskopischen Befragung der 24- bis 40-Jährigen im Landkreis Karlsruhe im Frühjahr 2002 über neue Wege der Familienförderung. Unabhängig von der finanziellen Förderung in den ersten Jahren nach der Geburt wäre demnach der gezielte Ausbau von Betreuungsangeboten für schon etwas ältere Kinder, so zum Beispiel die Ganztagsbetreuung im Kindergarten oder die Betreuung in der verlässlichen Grundschule, vielen sehr willkommen. Die Frage nach den vermissten Betreuungsformen zeigte, so Blank, vor allem einen Mangel an Ganztagsbetreuung für Kindergarten- und Schulkinder.
 
Hinzu komme, dass die Wirtschaft bei einem sich abzeichnenden Fachkräftemangel auf gut ausgebildete Frauen angewiesen sei. Blank zeigte am Beispiel der EnBW Baden-Württemberg, dass Unternehmen versuchen, Betreuungsangebote zu aktivieren. Zudem hätten die Frauen den Wunsch nach einer eigenen Alterssicherung: „Sie wollen nicht auf die des Mannes angewiesen sein.“
 
In der von Kaya Stolzenberg (Remchingen), stellvertretende Kreisvorsitzende der Frauen-Union, geleiteten Veranstaltung erläuterte die Mühlacker Stadträtin Ute Fleig am Beispiel der Senderstadt, was Kommunen tun können, um durch Betreuungsangebote Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern. Die CDU-Ratsfraktion habe sich deshalb schon frühzeitig für einen Ganztageskindergarten und flexible Öffnungszeiten in den Kindergärten eingesetzt. Dies sei im Gemeinderat nicht immer unumstritten gewesen.
 
Neben der Kernzeiten-Betreuung an Grundschulen werde nun versucht, so die Stadträtin, ergänzend Nachmittags-Betreuung in diesen Schulen aufzubauen. Dabei habe sich gezeigt, dass auch die Gebühren nicht überzogen sein dürften. Schillerschule und Uhlandschule seien Ganztagsschulen, weitere würden über die Jahre wohl folgen. Aber auch die Stadtverwaltung müsse als einer der größten Arbeitgeber in Mühlacker familienfreundliche Regelungen bei Arbeitszeit und –organisation ermöglichen. Fleig: „Hier muss die Verwaltung noch Hausaufgaben erledigen.“
 
In der Diskussion stellten Vertreterinnen der Rabennest-Initiative Mühlacker und des Tagesmüttervereins ihre Einrichtungen vor, die auch Betreuungsmöglichkeiten für Kindern von unter drei Jahren ermöglichen. Die Nachfrage gerade in diesem Altersbereich sei groß.
 
Dass der Kostenfaktor von Einrichtungen für Eltern entscheidend ist, wurde auch in der Debatte betont. Stolpersteine für Familien, die auf Betreuungsangebote angewiesen sind, gebe es auch in Mühlacker noch: Bei den Kindergärten seien die Bedingungen gut, doch sobald die Kleinen in die Schulen kommen, gebe es Lücken allein schon durch die langen Ferien. „Ich habe gar nicht so viel Urlaub, um diese zu überbrücken“, beklagte eine Mutter. Am Beispiel Frankreichs war deshalb verlangt worden, landesweit einheitliche Angebotsstrukturen zu schaffen und dies nicht den einzelnen Kommunen zu überlassen.
 
Die Erfahrungen in anderen europäischen Staaten erlaube eine Faustformel: „Höchste Beschäftigungsgrade der Frauen und höchste Betreuungsangebote führen zu höchsten Geburtenraten.“ Dass in Deutschland mehr Kinder geboren werden, sei auch schon aus demografischen Gründen und der Sicherung sozialer Sicherungssysteme sehr wichtig. Bei den Betreuungsangeboten komme es auf die Angebotsvielfalt an.
 
Laut wurde die Forderung, Elternbeiträge in den Kindergärten abzuschaffen und lieber Studiengebühren einzuführen. Kindergärten seien eine vorschulische Einrichtung und legten die Grundlagen für die Entwicklung der Kinder.
 
Deutschland sei kein zentralistischer Staat wie Frankreich, meinte der Vorsitzende der CDU-Gemeinderatsfraktion, Stadtrat Günter Bächle. Das müsse bei der Schaffung von Betreuungsangeboten kein Nachteil sein. „Wenn es durchgängig Allgemeingut ist, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Interesse der Gesellschaft erreicht und gesichert werden muss, dann werden die Betreuungsangebote auch in kommunaler Verantwortung weiter ausgebaut.“ Freilich habe sich diese Erkenntnis über die Wahlfreiheit der Frauen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, leider noch nicht in allen Gremien durchgesetzt.
 
 
CDU-Themenabend zu Betreuungsangeboten: Von links Stadträtin Ute Fleig, CDU-Landesvorstandsmitglied Ingrid Blank und Kaya Stolzenberg vom Kreisverband der Frauen-Union.